Standortanalyse in der Gastronomie: Wie analysiere ich Lage, Einzugsbereich, Konkurrenz und Co.?

Lage, Lage, Lage: Für den Erfolg einer Gastronomie spielt die richtige Standortwahl eine enorm wichtige Rolle. Welcher Standort empfehlenswert ist, hängt wiederum stark vom Konzept ab. Je genauer Faktoren wie Betriebstyp, Flächenbedarf, Zielgruppe und weitere bekannt und beschrieben sind, desto leichter wird es Ihnen fallen, entsprechende Flächen bewerten zu können.  

Warum ist die Standortanalyse entscheidend?

Die Analyse eines Standorts spielt für die Entscheidungsfindung eine zentrale Rolle. Sie gibt wesentliche Anhaltspunkte dafür, ob der gewählte Ort langfristig Erfolg verspricht und liefert Antworten auf wichtige Fragen wie:  

  • Gibt es für das Konzept genug Gäste im Einzugsgebiet?
  • Wie hoch ist die Kaufkraft am Standort?
  • Wie stark ist der Wettbewerb vor Ort?
  • Ist der Standort gut zu erreichen – zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto, per ÖPNV?

Die Bewertung des Standorts hilft, die zu erwartenden Kosten und das Umsatzpotenzial realistisch ins Verhältnis zu setzen. Kurz gesagt: Je genauer man seinen Standort kennt und „versteht“, desto effektiver lässt sich das passende Konzept ausarbeiten.  

Eine gute Vorbereitung auf die Bewertung des Standorts ist alles! 

In der Praxis erweist sich die Wahl des Standorts immer wieder als eine große Herausforderung. Oft bleibt nur wenig Bedenkzeit, um sich eine frei gewordene Fläche sichern und einen Mietvertrag abschließen zu können. Insbesondere begehrte Standorte (zentrale Lagen, starke Frequenz, hohe Kaufkraft etc.) sind oft schnell wieder vergeben. Umso wichtiger ist es, vorab schon so gut vorbereitet zu sein, dass der potentielle Standort und die Konkurrenzsituation vor Ort auch kurzfristig auf Herz und Nieren geprüft werden können.

Schlüsselfaktoren zur Standortanalyse für Restaurants, Cafés und Co.

Um den Erfolg eines Konzepts im Vorhinein besser einschätzen zu können, muss der Standort gründlich und nach verschiedenen Kriterien bewertet werden. Hier sind unsere 7 Tipps, wie Sie die Standortfaktoren ideal bewerten können.

Einzugsgebiet festlegen: Definieren Sie Ihren Radius

Das Einzugsgebiet definiert den geografischen Bereich rund um den Standort, aus dem typischerweise die Gäste eines gastronomischen Betriebs kommen. Hierbei kommt es auf den Betriebstypen an: Ein kleines Straßencafé hat in der Regel einen kleineren Einzugsradius als ein freistehendes Restaurant mit eigenen Parkplätzen. Wie sieht es mit Ihren Kunden aus: Sprechen Sie mit Ihrem Angebot eher die Anwohnenden oder auch die Berufstätigen vor Ort an? Oder sind Sie aufgrund Ihres Konzepts – zum Beispiel wegen einer besonderen Küchenrichtung, eines besonderen Ambientes oder einer besonderen Lage, zum Beispiel an einem touristischen Ort oder einem Ausflugsziel? Prognostizieren Sie realistisch (und lieber etwas konservativer), innerhalb welches Einzugsbereichs (in Metern oder Minuten) Ihre Gäste zu Ihnen kommen werden.

Kaufkraft, Wettbewerb und Co.: Sammeln Sie Zahlen, Daten & Fakten

Wenn Sie Ihren Radius gezogen haben, geht es an die Datenerhebung: Wie viele Menschen wohnen in diesem Bereich? Wie viele arbeiten hier? Wie verhält es sich mit der Kaufkraft vor Ort, in der Stadt oder in der Region? Zahlen zur Bevölkerung, Altersstruktur oder Kaufkraft gibt es zum Beispiel bei der Stadt- oder Kommunalverwaltung. Auch die örtliche Industrie- und Handelskammer oder Branchenverbände bieten solche wertvollen Zahlen, Daten und Fakten für Ihre Standortanalyse an. Mittels Online-Kartendiensten können Sie auch „remote“ bereits analysieren, wie viele Konkurrenzbetriebe und welche Verkehrswege bzw. -mittel es vor Ort gibt, dies sind weitere wichtige Standortfaktoren.  

Bewertung: Analysieren Sie die erhobenen Zahlen konzeptbezogen

Im nächsten Schritt der Standortanalyse geht es an die Auswertung der erhobenen Zahlen: Was sagen diese für Ihr Konzept aus? Für ein familienorientiertes Restaurant sind zum Beispiel Einwohnerzahlen oder auch demografische Merkmale wie die Altersstruktur wichtig. Wer vorwiegend ein Business(lunch)-Publikum anvisiert, sollte abschätzen können, wie viele Berufstätige sich tagsüber im Einzugsbereich aufhalten – und auch, ob Ihr Standort zügig erreichbar ist. Hierbei sind auch Faktoren wie das vermehrte Arbeiten im Homeoffice zu berücksichtigen. Wer mit seinem Café, Restaurant oder Kneipenkonzept ein junges, studentisches Publikum ansprechen möchte, den interessieren eher die Anzahl von Single-Haushalten, Wohngemeinschaften oder Wohnheimen im Umkreis. Möchte man sein Konzept hingegen stark auf Laufkundschaft ausrichten, benötigt man eine gute Frequenz. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Zielgruppe, Laufkundschaft, Frequenz: Schauen Sie sich ausgiebig vor Ort um

Parallel zur Datenanalyse ist es wichtig, mit dem Ort auf Tuchfühlung zu gehen, sich mehrfach länger in der Nähe aufzuhalten – und schlicht zu zählen: Wie viele potenzielle Kunden laufen hier innerhalb einer halben oder ganzen Stunde vorbei? Morgens, mittags, abends, nachts? Ein praktisches Hilfsmittel dafür ist ein simpler manueller Handzähler, wie man ihn vom Einlass bei großen Veranstaltungen kennt. Sie können auch noch tiefer ins Detail gehen: Lassen sich die Passanten und somit Ihre potenzielle Laufkundschaft verschiedenen Zielgruppen zuordnen? Wie sichtbar und auffällig ist mein Konzept im Straßenbild der Stadt? Was befindet sich im direkten Umfeld? Gibt es sogenannte Frequenzbringer wie einen Bahnhof oder einen ÖPNV-Knotenpunkt? Öffentliche Parkplätze, sofern benötigt? Und wie sieht die Entwicklung aus: Befindet sich das Viertel im Wandel, sodass zukünftig noch mehr Frequenz, Laufkundschaft und Kaufkraft zu erwarten sind? Entspricht die Art und Weise, wie die Location beworben bzw. ausgeschrieben wird, der Realität? Es schadet sicher auch nicht, sich mit Inhabern von umliegenden Einzelhandelsgeschäften oder Nachbarn zu unterhalten. Spielen Sie ruhig einige Tage Detektiv, um eine fundiertere Entscheidung treffen zu können. Und bitte beachten Sie auch mögliche saisonale Schwankungen!

Vergleichen Sie nach Möglichkeit mehrere Standorte

Um Angebote vergleichen und deren Vor- und Nachteile abwägen zu können, ist die Analyse gleich mehrerer Standorte vorteilhaft. Es handelt sich schließlich um eine wesentliche Entscheidung, die trotz allem oft vorhandenen Zeitdruck gut getroffen werden will. Dies bedeutet: Faktoren wie Kaufkraft und Nachfragepotenzial, Erreichbarkeit und Konkurrenz, aber auch die Mietkosten sollten Sie bei der Standortwahl für Ihre Gastronomie gegeneinander abwägen, um den Erfolg besser prognostizieren zu können. 

Beispiel für eine erste Standortanalyse: Bewerten sie verschiedene Faktoren für jeden Standort und gewichten Sie jeden Faktor. Wählen Sie die Faktoren und sprechen Sie im Optimalfall mit einem Experten für eine ausführliche Analyse.

Standortfaktor Konkurrenz: Analysieren Sie den Wettbewerb

Auch für die Analyse der Konkurrenzsituation am Standort ist eine „Feldforschung“ vor Ort unerlässlich. Hierzu zählt, im Umkreis und im Einzugsgebiet alle direkten Wettbewerber – also ähnliche Konzepte – zu erfassen. Ebenso indirekten Wettbewerb, zum Beispiel Imbisse oder Supermärkte mit Speisenangebot zum Mitnehmen oder Verzehr vor Ort bei einem geplanten Restaurant. Für getränkelastige Konzepte wie Kneipen und Bars stellen auch Kioske und Tankstellen heute eine indirekte Konkurrenz dar. Es gilt zu prüfen, ob der Markt bereits gesättigt oder gar übersättigt ist und ob ein weiteres Angebot Potenzial bietet. Ergänzen Sie das Angebot, sprechen Sie unterschiedliche Zielgruppen an, schließen Sie eine Lücke – oder ist ein Verdrängungswettbewerb zu erwarten? Können Sie vielleicht sogar von einer gewissen Häufung gastronomischer Angebote vor Ort profitieren, weil sie mehr potenzielle Kunden herbeiführen? All dies sollten Sie in Ihre Einschätzung einfließen lassen. Tipp: Schauen Sie sich auch die Online-Bewertungen des Wettbewerbs vor Ort an und seien Sie selbst Gast in den Betrieben, um einschätzen zu können, wie Sie u.a. qualitativ, preislich oder auch im Angebot gegen den Wettbewerb punkten können. 

Bewertung der Fläche: Zustand, Einrichtung – und gibt es einen Haken?

Zur Standortbewertung gehört natürlich auch, die Fläche selbst genauestens zu begutachten. Eignen sich Räume und Schnitt, mögliche Außenflächen und Co. für Ihre Konzeptidee? Bewerten Sie den Grundriss hinsichtlich Faktoren wie Raumaufteilung, Küchengröße, der Größe von Gastraum und Nebenräumen. Überprüfen Sie – gegebenenfalls mit Hilfe eines Experten – die Bausubstanz (Elektrik, Sanitäranlagen, Belüftung etc.). Wie ist der Raum ausgestattet? Sind bereits technische Einrichtungen wie Zu- und Abluft, Kältetechnik, Fettabscheider vorhanden oder handelt es sich, etwa bei einem neuen Gebäude, um einen erweiterten Rohbau, in den Sie viel investieren müssen? Welche Kosten für Renovierungen oder Umbauarbeiten kommen auf Sie zu? Müssen Abstandszahlungen für die Übernahme von Inventar geleistet und einkalkuliert werden?

Klären Sie zudem ab, ob alle erforderlichen rechtlichen Anforderungen (Genehmigungen, Schankerlaubnis, Lärmschutzauflagen etc.) erfüllt sind oder ob Sie diese ohne Probleme erfüllen und genehmigen lassen können. Und: Vergessen Sie bitte nicht, auch die Infrastruktur zu prüfen – Möglichkeiten zur Anlieferung durch Lieferanten, Lagerkapazitäten, Entsorgung/Müll usw. Die systematische Bewertung dieser nach innen gerichteten Standortfaktoren ist mindestens so wichtig für Ihre Entscheidung wie die externen Gesichtspunkte, anhand derer Sie den Standort analysieren.

Die Praxis zeigt: Es gibt fast immer einen Haken, den perfekten Standort gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, mögliche Schwächen und Risiken zu identifizieren, um entscheiden zu können, ob man mit einem Problem umgehen und eine Lösung für den Standort finden kann. 

FAQs zur Standortanalyse in der Gastronomie

Vorlagen für Standortanalysen gibt es (z.T. sogar kostenlos) im Internet, zum Beispiel hier und hier.

Der Einzugsbereich variiert je nach Konzept: Ein kleines Straßencafé hat in der Regel einen kleineren Einzugsbereich als zum Beispiel ein Brauhaus-Restaurant mit Erlebnis-Ambiente, das auch aus Nachbarorten angefahren wird. Sie können auch verschiedene Radien festlegen: Einen inneren Kreis (z.B. bis zu 500 Meter, je nach Konzept) für Laufkundschaft, Nachbarschaft und Stammgäste, einen mittleren (z.B. bis zu 2 Kilometer) für monatliche Gäste und einen äußeren (über 2 Kilometer) für seltene Gäste, die bewusst eine längere Anfahrt auf sich nehmen. Übrigens: Anhand von Reservierungsdaten und Fragen, woher die Gäste kommen, können Sie später abgleichen, ob der Einzugsbereich passt oder angepasst werden sollte.  

Ja: Wenn vor Ort bereits viele Betriebe erfolgreich bestehen, ist der Standort für Gäste als (gastronomisches) Ziel offensichtlich attraktiv und bringt Frequenzen. Nun kommt es darauf an, eine Nische zu besetzen, das Gesamtangebot zu vervollständigen und/oder sich mit seinem Restaurant oder anderem Konzept als bessere Alternative zu positionieren. 

Neben der Miete: Abstandszahlungen, Umbaukosten, Genehmigungsverfahren, Behördenauflagen. Kalkulieren Sie schon bei der Standortanalyse mit 20 bis 30% Puffer und lassen Sie vor der Vertragsunterzeichnung Statik, Elektrik, Lüftung und Sanitär fachlich prüfen.

Achten Sie auf Infrastrukturprojekte, Neubauten, sich am Standort ansiedelnde Unternehmen oder eine allgemeine Gentrifizierung (Aufwertung) eines Stadtteils. Sprechen Sie mit Stadtplanungsamt, Maklern und etablierten Geschäftsinhabern über geplante Entwicklungen.

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