Ein erfolgreiches und individuelles Gastronomiekonzept entwickeln

Sie träumen davon, ein eigenes Restaurant, Café oder eine Bar zu eröffnen? Dann führt kein Weg an einem durchdachten Gastronomiekonzept vorbei. Ein gutes Konzept ist der Schlüssel zum Erfolg, es verwandelt Ihre Idee in einen konkreten Fahrplan und wird zum Fundament Ihres gastronomischen Erfolgs.

Was ist ein Gastronomiekonzept und warum brauche ich es?

Ein Gastronomiekonzept ist weit mehr als nur eine Sammlung von Ideen. Es ist Ihr strategischer Leitfaden von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Eröffnung und darüber hinaus. Während der Businessplan die Zahlen liefert, beschreibt das Konzept das "Was" und "Wie" Ihrer Gastronomie.

Das Konzept dient als:

  • Orientierungshilfe für Sie als Gründer
  • Arbeitsgrundlage für Dienstleister und Mitarbeitende
  • Bewerbungsunterlage für Investoren und Partner
  • Qualitätssicherung für alle Geschäftsbereiche

Die 7 Schritte zu Ihrem erfolgreichen Gastronomiekonzept

1. Konzeptgrundlagen entwickeln

Ein Gastronomiekonzept ist ein detaillierter Plan, der beschreibt, wie Ihr Vorhaben umgesetzt werden soll. Je präziser Sie es ausarbeiten, desto besser können Sie Schwachstellen identifizieren und Ihre Idee verfeinern.

Die 5 bewährtesten Methoden:

  • Mission Statement: Kompakter Text (1-1,5 Seiten), der Ihre Gastro-Vision beschreibt (z.B. "Unseren Gästen unvergessliche Momente bieten und die Schönheit der Region näherbringen")
  • Elevator Pitch: 30-Sekunden-Erklärung Ihres Konzepts, die sofort verstanden wird und Interesse weckt
  • Moodboards: Visuelle Collagen aus Fotos, Farben und Materialien, die Ihr gewünschtes Ambiente zeigen
  • Fragebögen & Checklisten: Systematische Betrachtung aller Konzeptaspekte ohne etwas zu vergessen
  • Konzept-Workshop: Feedback von Freunden, Kollegen und Fachleuten zur Plausibilitätsprüfung und USP-Entwicklung
Mehr lernen über die Bausteine eines Konzepts

Praxis-Tipp: Schauen Sie sich ähnliche Konzepte in anderen Städten an. Selten wird das Rad neu erfunden; es kommt darauf an, ein besonders gutes Rad zu entwickeln!

2. Den passenden Betriebstyp finden

Die Wahl des richtigen Betriebstyps bestimmt Ihr gesamtes Konzept. Jeder Typ hat eigene Erfolgsfaktoren und aktuelle Trends, die Sie kennen sollten.
 

Die 8 wichtigsten Betriebstypen im Überblick:

  • Restaurant: Von Quickservice bis Fine Dining - Trend zu klar konturierten Küchenkonzepten und schmaleren Karten
  • Café: Tagesgeschäft mit Kaffeespezialitäten - Trends: Nachhaltigkeit, Spezialröstungen, Abendgeschäft mit Aperitifs
  • Wirtshaus/Brauhaus: Bier im Fokus mit zünftigem Ambiente - Trend zu vielseitigem Speisenangebot inkl. vegetarisch-veganer Optionen
  • Bar: Von Kneipe bis Cocktailbar - Trend zu hochwertigem Barfood und alkoholfreien Alternativen
  • Imbiss & Streetfood: Schnelle Küche erweitert um internationale Streetfood-Spezialitäten
  • All-in-One-Konzepte: Ganztägiges Angebot von Frühstück bis Late Night - wirtschaftlich attraktiv, aber komplex
Alle Betriebstypen und Trends im Detail entdecken

Flexibilität zahlt sich aus: Viele erfolgreiche Marken passen ihr Konzept je nach Standort an - vom kleinen Coffeeshop bis zum großen Kaffeehaus mit Vollsortiment.

3. Ihre Zielgruppe verstehen

Bevor Sie Ihr Angebot entwickeln, müssen Sie verstehen, wen Sie eigentlich ansprechen wollen. Die Persona-Methode hilft dabei, Ihre Zielgruppe greifbar zu machen.
So entwickeln Sie aussagekräftige Gäste-Personas: Schlüpfen Sie in die Rolle Ihrer zukünftigen Gäste und beantworten Sie detaillierte Fragen:

  • Persönliche Daten: Name, Alter, Beruf, Familienstand, Ausbildung
  • Lifestyle: Freizeitaktivitäten, Werte, Präferenzen, verfügbares Budget
  • Gastro-Verhalten: Lieblings-Restaurants, Besuchsfrequenz, Erwartungen an Service und Ambiente
  • Motivation: Warum besuchen sie ausgerechnet IHRE Gastronomie immer wieder?

Erstellen Sie 5-7 verschiedene Personas, die sich vor allem in Alter, Beruf, Familienstand und Interessen unterscheiden. So erkennen Sie, welches Angebot verschiedenen Gästetypen "schmeckt" und können gezielt auf deren Bedürfnisse eingehen.

Beispiel: “Marina, 28, Marketing-Managerin, Single, sucht nach Feierabend einen Ort zum Entspannen mit gutem Wein und gesunden Snacks, schätzt Instagram-taugliches Ambiente und schnelles WLAN für gelegentliches Arbeiten."

Schritt-für-Schritt zur perfekten Zielgruppenanalyse

Wichtig: Entwickeln Sie nicht nur eine Haupt-Zielgruppe, sondern mehrere Personas. Verschiedene Tageszeiten und Anlässe bringen oft völlig unterschiedliche Gästetypen - und jeder hat andere Erwartungen an Ihr Angebot

4. Selbstreflexion: Das Konzept, das zu Ihnen passt

Viele Gastronomen erfüllen sich einen Traum - das ist gut für die Leidenschaft, kann aber problematisch werden, wenn das Konzept nicht zur eigenen Persönlichkeit und Lebenssituation passt.
 

Die 7 entscheidenden Selbstreflexionsfragen:

  • Interesse & Leidenschaft: Welche Gastro-Richtung begeistert Sie wirklich? Regionale Küche? Craft Beer? Internationale Spezialitäten?
  • Werte & Atmosphäre: Wollen Sie Nachhaltigkeit vermitteln? Entspannte oder eher fokussierte Stimmung schaffen?
  • Arbeitstyp: Sind Sie stressresistent oder arbeiten lieber in kurzen, intensiven Phasen? Teamworker oder Einzelkämpfer? Bühne oder Backoffice?
  • Lebensumstände: Familie mit kleinen Kindern (→ eher Taggeschäft)? Nachtmensch (→ Bar-Konzept)? Andere Verpflichtungen?
  • Fähigkeiten: Gastro-Ausbildung, Quereinstieg mit externem Know-how, handwerkliche/künstlerische Begabungen?
  • Persönlichkeit im Konzept: Wollen Sie als Gastgeber im Mittelpunkt stehen oder lieber im Hintergrund agieren?
  • Langfristige Pläne: Lebensprojekt oder Exit-Strategie mit Betriebsleiter und Expansion?
Den kompletten Selbstreflexions-Guide durcharbeiten

Wichtig: Beschäftigen Sie sich ehrlich und ausführlich mit diesen Fragen. Sprechen Sie mit Freunden, nutzen Sie Gründungsberatung. Ziel ist ein Konzept, in dem Sie sich wiederfinden.

5. Ihr gastronomisches Angebot definieren

Jetzt wird es konkret: Was bieten Sie Ihren Gästen und wie heben Sie sich vom Wettbewerb ab? Arbeiten Sie systematisch alle Angebotsbereiche durch.

Die 7 Schritte zur Angebotsentwicklung:

  1. Kern-Angebot definieren: Beantworten Sie in 2-3 Sätzen: "Was gibt's bei euch?" - Ihr kulinarisches Konzept auf den Punkt gebracht
  2. Erste Speise-/Getränkekarte: 7 Gerichte inkl. Vor-/Nachspeisen plus passende Getränke als Grundlage
  3. Küchenqualität festlegen: Bio/regional? Frisch kochen oder Convenience? Spezielle Kochtechniken? Showcooking?
  4. Service-Level bestimmen: Full-Service oder Selbstbedienung? Qualifikation des Personals? Besondere Erlebnisse am Tisch?
  5. Event-Konzept: Planen Sie Ihr erstes Event - Motto, Anlass, Speisen, Rahmenprogramm
  6. Zusatzgeschäfte: Lieferservice, Catering, Webshop, Eventlocation - was passt zu Ihrem Konzept?
  7. Ambiente beschreiben: Was sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen Ihre Gäste? (Nutzen Sie Ihr Moodboard!)
Ihr individuelles Angebot systematisch entwickeln

Erfolgs-Tipp: Entwickeln Sie 2-3 "Signature-Produkte" - Gerichte oder Getränke, für die Sie bekannt werden wollen und die nur bei Ihnen so gibt.

6. Die operative Umsetzung planen

Was hinter den Kulissen abläuft, entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg. Diese 5 operativen Faktoren müssen Sie von Anfang an mitdenken:

  1. Mitarbeitende (der kritische Erfolgsfaktor) Der Fachkräftemangel macht Gastronomen zu schaffen. Planen Sie daher konkret:

    - Wie viele Mitarbeitende brauchen Sie wirklich?
    - Welche Positionen sind nötig (Küche, Service, Bar)?
    - Was können Sie bieten? (Gehalt, Benefits, Entwicklungsmöglichkeiten)
    - Ist Ihr Konzept "purpose-driven" und attraktiv für Bewerber?

  2. Technik & Ausstattung Erstellen Sie detaillierte Listen für:

    - Küchentechnik (Standard- plus Spezialgeräte für Ihr Konzept)
    - Gastraum-Equipment (Zapfanlagen, Kaffeemaschinen etc.)
    - Lager & Logistik
    - Digitale Tools (Kasse, Warenwirtschaft, Buchhaltung)

  3.  Lieferanten & Beschaffung

    - Eigenfertigung vs. Fremdbezug definieren
    - Großhandel und/oder kleine Erzeuger?
    - Regionale Kooperationspartner identifizieren
    - Spezial-/Importprodukte planen

  4. Flächenbedarf ermitteln Ihr Raumprogramm umfasst: Küche, Gastraum, Lager, Sanitär, Büro/Personal, Nebenflächen, Außenbereich, ggf. Parkplätze. Die Flächenplanung ist essentiell für die Standortsuche!
  5. Investitionsplanung Gehen Sie alle Bereiche durch und kalkulieren Sie Anschaffungen, Miete, Personal- und Marketingkosten. Wichtig: Planen Sie einen Puffer ein - es kommen immer unerwartete Kosten dazu!
Alle Backstage-Faktoren detailliert planen

Praxis-Tipp: Der Personalmangel ist heute das größte Risiko. Investieren Sie daher besonders in Mitarbeiter-Benefits und Technik, die das Arbeiten erleichtert. Ein zufriedenes Team ist oft wichtiger als die perfekte Ausstattung.

7. Standort und Wettbewerb analysieren

"Lage, Lage, Lage" - aber welche Lage ist die richtige für IHR Konzept? Eine systematische Analyse hilft bei der wichtigsten Entscheidung Ihrer Gründung.

Die 7-Punkte-Standortanalyse:

  1. Einzugsgebiet definieren: Kleines Straßencafé = kleiner Radius, Restaurant mit Parkplätzen = größerer Einzugsbereich. Realistische Entfernungen in Metern/Minuten festlegen.
  2. Zahlen & Daten sammeln: Einwohner, Arbeitsplätze, Kaufkraft im Einzugsgebiet. Quellen: Kommunale Ämter, IHK, Verbände, Online-Recherche.
  3. Konzeptspezifisch auswerten:

    - Familienrestaurant → Einwohnerzahl + Altersstruktur wichtig
    - Business-Lunch → Berufstätige tagsüber (Homeoffice beachten!)
    - Studentenlokal → Single-Haushalte, WGs, Wohnheime

  4. Vor-Ort-Detektivarbeit: Passantenfrequenz zu verschiedenen Zeiten messen, Zielgruppen identifizieren, Sichtbarkeit prüfen, Nachbarn befragen. Mehrere Tage "herumtreiben"!
  5. Mehrere Standorte vergleichen: Verschiedene Optionen analysieren, Übergabestatus beachten (Rohbau vs. ausgestattete Fläche = unterschiedliche Investitionen).
  6. Wettbewerb analysieren: Direkte Konkurrenz? Gastronomische Dichte? Ergänzung oder Verdrängung? Qualitätslevel der Umgebung?
  7. "Pain Points" identifizieren: Denkmalschutz, Baugenehmigungen, Nachbarn, geplante Baustellen - wo lauern Probleme?
Die Standortanalyse Schritt für Schritt umsetzen

Profi-Tipp: Nutzen Sie kostenlose Vorlagen für Standortanalysen und bewerten Sie jeden Faktor mit Punkten - so wird die Entscheidung objektiver.

Warum ist ein durchdachtes Konzept so wichtig?

Ohne Konzept geht es schief: Die Gastronomiebranche ist hart umkämpft. Betriebe ohne klares Konzept scheitern häufig in den ersten Jahren, weil ihnen die strategische Ausrichtung fehlt.

Mit Konzept zum Erfolg: Ein durchdachtes Konzept hilft Ihnen dabei:

  • Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben
  • Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln
  • Investoren und Partner zu überzeugen
  • Im laufenden Betrieb fokussiert zu bleiben
  • Expansion und Weiterentwicklung zu planen

 

Häufige Fehler bei der Konzeptentwicklung vermeiden

Zu vage bleiben: "Gutes Essen und netter Service" reicht nicht 
Zielgruppe ignorieren: Am Markt vorbei planen 
Operative Details vergessen: Nur die "schönen" Aspekte bedenken
Kosten unterschätzen: Ohne realistische Budgetplanung 
Standort überschätzen: Lage allein macht noch keinen Erfolg

Stattdessen: Arbeiten Sie systematisch alle Konzeptbereiche durch und lassen Sie sich von erfahrenen Beratern unterstützen.

Der Weg zu Ihrem individuellen Gastronomiekonzept

Ein erfolgreiches Gastronomiekonzept entsteht nicht über Nacht. Planen Sie ausreichend Zeit ein und arbeiten Sie die einzelnen Schritte gewissenhaft durch. Jede Stunde, die Sie in die Konzeptentwicklung investieren, spart Ihnen später Zeit, Geld und Nerven.

Nutzen Sie diesen Leitfaden als Ihr persönliches Arbeitsbuch: Lesen Sie die Kapitel, die für Sie relevant sind, bearbeiten Sie die vorgeschlagenen Aufgaben und entwickeln Sie Schritt für Schritt Ihr individuelles Konzept.

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