7. Wie analysiere ich meinen Standort und meinen Wettbewerb?
Lage, Lage, Lage: Für den Erfolg einer Gastronomie spielt die richtige Standortwahl eine enorm wichtige Rolle. Und welcher Standort der richtige ist, hängt wiederum stark vom Konzept ab: Je genauer Faktoren wie Betriebstyp, Flächenbedarf, Zielgruppe und Co. bekannt und beschrieben sind, desto leichter wird es Ihnen fallen, entsprechende Flächen und Locations bewerten zu können.
Tatsächlich erweist sich die Wahl des Standorts in der Praxis immer wieder als eine große Herausforderung: Oft hat man nur wenig Bedenkzeit, um sich eine frei gewordene Fläche sichern und einen Mietvertrag abschließen zu können. Umso wichtiger ist es, zu diesem Zeitpunkt schon so gut vorbereitet zu sein, dass der potentielle Standort und die Wettbewerbssituation vor Ort auch kurzfristig auf Herz und Nieren geprüft werden können, statt nur dem Bauchgefühl zu vertrauen.
Unsere 7 Tipps für die Analyse:
① Legen Sie Ihr Einzugsgebiet fest
Ein kleines Straßencafé hat einen kleineren Einzugsradius als ein freistehendes Restaurant mit eigenen Parkplätzen. Haben Sie eher ein vor-Ort-Angebot oder sind Sie eine Destination, zu der Gäste auch längere Reisewege auf sich nehmen, z.B. weil Sie sich an einem touristischen Ort befinden? Prognostizieren Sie realistisch (und lieber etwas konservativer), innerhalb welches Einzugsbereichs (in Metern oder Minuten) Ihre Gäste zu Ihnen kommen werden.
② Sammeln Sie Zahlen & Daten
Wenn Sie Ihren Radius gezogen haben, geht es an die Datenerhebung: Wie viele Menschen leben in diesem Bereich? Wie viele arbeiten hier? Gibt es Zahlen zur Kaufkraft vor Ort, in der Stadt bzw. in der Region? Infos erhalten Sie via Webrecherche, über kommunale Ämter, die Industrie- und Handelskammer oder Verbände.
③ Werten Sie die Zahlen konzeptspezifisch aus
Welche Zahlen sind relevant für Ihr Konzept? Für ein familienorientiertes Restaurant sind Einwohnerzahlen oder auch demografische Merkmale wie Altersstruktur wichtig. Wer vorwiegend Business(lunch)-Publikum avisiert, sollte abschätzen können, wie viele Berufstätige sich tagsüber im Umkreis aufhalten. Hierbei sind auch Faktoren wie das vermehrte Arbeiten im Homeoffice zu berücksichtigen. Wer ein junges, z.B. studentisches Publikum ansprechen möchte, den interessieren eher die Anzahl von Single-Haushalten, Wohngemeinschaften oder Wohnheimen im Umkreis.
④ Schauen Sie sich ausgiebig vor Ort um
Es ist sehr hilfreich, mit dem Ort auf Tuchfühlung zu gehen und sich länger dort “herumzutreiben”. Wie viele Leute laufen hier innerhalb einer halben oder ganzen Stunde vorbei? Morgens, mittags, abends, nachts? Lassen sich die Passanten verschiedenen Zielgruppen zuordnen? Wie sichtbar ist mein Konzept im Straßenbild? Was befindet sich im direkten Umfeld? Gibt es sogenannte Frequenzbringer wie einen Bahnhof oder einen ÖPNV-Knotenpunkt? Öffentliche Parkplätze, wenn benötigt? Befindet sich das Viertel im Wandel (Stichwort Gentrifizierung)? Entspricht die Art und Weise, wie die Location beworben bzw. ausgeschrieben wird, der Realität? Es schadet sicher auch nicht, sich mit Inhabern von umliegenden Einzelhandelsgeschäften oder Nachbarn zu unterhalten. Spielen Sie ruhig einige Tage Detektiv in eigener Sache.
⑤ Schauen Sie sich möglichst mehrere Standorte an und analysieren Sie den Zustand
Um Angebote vergleichen und deren Vor- und Nachteile abwägen zu können, ist die Analyse mehrerer Standorte vorteilhaft. Es ist schließlich eine wesentliche Entscheidung, die bei allem oft vorhandenen Zeitdruck gut getroffen werden will. Hierbei sollten Sie auch auf den Übergabestatus der Flächen achten: In welchem Zustand würden sie an Sie übergeben werden? Wie ist das Gebäude ausgestattet, sind bereits technische Einrichtungen wie Zu- und Abluft, Kältetechnik, Fettabscheider vorhanden oder handelt es sich um einen erweiterten Rohbau, in den Sie noch viel investieren müssen?
Beispiel für eine erste Standortanalyse: Bewerten sie verschiedene Faktoren für jeden Standort und gewichten Sie jeden Faktor. Wählen Sie die Faktoren und sprechen Sie im Optimalfall mit einem Experten für eine ausführliche Analyse.
⑥ Analysieren Sie den Wettbewerb
Gibt es im Einzugsgebiet oder sogar in direkter Nachbarschaft bereits eine Gastronomie, deren Angebot sich mit Ihrem deckt? Wie sieht die gastronomische Abdeckung generell in der Nähe Ihres potenziellen Standorts aus? Entsprechen die Konzepte, ihre Ausrichtung und ihre Qualität dem, was Sie planen? Füllt bzw. schließt ihr Konzept eine Lücke oder käme es zu einem direkten Wettbewerb, vielleicht sogar einem Verdrängungswettbewerb? Können Sie vom umliegenden Angebot profitieren, weil Sie sich ergänzen oder die gastronomische Dichte und Vielfalt für erhöhte Frequenz sorgt?
⑦ Ermitteln Sie die möglichen "pain points"
Es gibt immer einen Haken – meistens mehrere. Immer wieder müssen Konzepte angepasst werden, umziehen oder scheitern sogar, weil es zu unerwarteten Problemen kommt, seien es ämterseitige Auflagen, fehlende Genehmigungen, Beschwerden der Nachbarn oder eine längere Baustelle direkt vor der gerade erst geöffneten Tür. Besteht Denkmalschutz? Lässt die bauliche Beschaffenheit das geplante Konzept zu, sind Umbauten möglich? Faktoren wie diese sollten ebenso analysiert werden.
Tipp: Vorlagen für Standortanalysen gibt es (z.T. sogar kostenlos) im Internet, zum Beispiel hier und hier.
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